Jazz soll als eine spirituelle Musiksprache der Freiheit erlebbar werden, die sich weder funktionalisieren oder instrumentalisieren, noch für eine Religion okkupieren lässt.
Eine Jazz-Kirche in evangelischer Tradition betont diese Ausdrucksfreiheit und muß daher theologisch über sich hinausweisen, ganz im Sinne der Fortsetzung des Aufbruchprozesses der Reformationsfeierlichkeiten. Sie wird es als ihre Verpflichtung ansehen, dem Jazz jenseits des Rahmens der christlichen Verkündigung seinen gebührenden Platz als Lebenspraxis in der gesamten Gesellschaft einzuräumen.
Das Projekt einer JazzKirche Berlin wurde seit 2014 Kirchenleitenden der EKBO, Gemeinden und Jazzmusiker:innen durch die beiden Initiator:innen, Axinia Schönfeld und Uwe Steinmetz in verschiedenen Fassungen und auf konkrete Orte und finanzielle Spielräume angepasst, vorgestellt. Bis heute gibt es allerdings keine Unterstützung für die Realisation eines derartigen Ortes in Berlin.
Initiative für ein Dr. Martin Luther King, Jr. Jazz Center & JazzKirche Berlin
Ziel ist es, in der Metropole Berlin eine JazzKirche mit einem Ort des interreligiösen und interkulturellen Dialogs durch Jazz zu schaffen.
Seit einem Jahrzehnt gibt es auch in Berlin verstärkt Bestrebungen, eine Kirche mit Jazz als zentraler musikalischer Musikform aufzubauen. Bisher sind es aber Angebote einzelner Gemeinden und darin engagierter Einzelpersonen, welche diese Klangfarbe in Berliner Kirchen ermöglichen. So gibt es seit 2009 an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskircheauf Initiative des Berliner Jazzmusikers Uwe Steinmetz die sommerliche Theologie & Jazzreihe IN SPIRIT, die 2014 mit Unterstützung des EKD Kulturbüros bundesweit über 70mal stattfand und zudem in Kirchen in Frankreich, Russlands und der Schweiz gastierte. Die aus diesem Momentum entstandene monatliche popularmusikalische Gottesdienstreihe Psalmton zählt regelmäßig 200 Besucher*innen und damit zu den erfolgreichsten Gottesdienstformen dieser Kirche. Ferner betreibt die Kulturkirche Nikodemus in Neukölln seit Jahren unter Leitung des Jazz- und Kirchenmusikers Volker Jaekel mit der Reihe ZEITKLANG alternative Gottesdienstformen, die improvisierte Musik, Weltmusik und Jazz verbinden und ist zugleich zu einem gut besuchten Konzertort in einem multikulturellen Kiez geworden. Auch die Jazzsängerin, Pianistin und Theologin Axinia Schönfeld bestreitet schon länger regelmäßig Jazz-Gottesdienste und Jazz-Konzerte und initiiert Kulturkirchenarbeit, so u. a. in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg und in der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche in Berlin-Tiergarten. Und sie begeistert damit nicht nur die Ortsgemeinde, sondern auch Kirchenferne.
Für Theologie und Kirchenmusik können Jazzgottesdienste neuen Erkenntnisgewinn und nötige Spielräume für das Überdenken und Erproben von Liturgischen Formaten und den Einbezug von Gegenwartsmusik eröffnen. Damit wäre die JazzKirche ein sogenannter „Dritter Ort“ von Kirche. Denn sie umschließt die Institution (EKBO/ EKD) und die Parochie. Aber sie ist eine darüber hinausgehende, eigene Form der Kirche, die neben der verfassten Kirche aufbricht, um neue, weitere theologische Horizonte zu erschließen. Gerade im Zuge von zunehmenden Kirchenaustritten und demografischem Wandel sind solche Orte vonnöten. Sie geben wenig bis gar nicht genutzten Kirchengebäuden einen neuen Sinn und sie öffnen Kirchentüren für eine neue Lebenswelt und Musiker- und Fan-Gemeinschaft rund um den Jazz.
Gleichzeitig besteht seitens der multikulturellen Jazz-Community in Berlin ein vitales Interesse an neuen Veranstaltungszentren, die neben Konzerten Bildungsarbeit in Form von Musikvermittlung und Workshops durchführen und de, Jazz eine breitere gesellschaftliche Basis bieten und ein neues Publikum eröffen. Die wachsende Bedeutung Berlins als globale Jazzmetropole mit dem neue entstehnden House of Jazz lassen somit auch den Bedarf eines Internationalen Jazz Centers offenkundig werden, welches die religiösen und spirituellen Wurzeln und gegnwärtigen Potentiale des Jazz in den Mittelpunkt stellt.
Veranstaltungen in der JazzKirche Berlin
Die Jazz-Kirche Berlin bleibt primär Ort des Ausdrucks evangelisch-christlichen Glaubens mit dem theologischen Schwerpunkt der Verkündigung und dem kirchenmusikalischen Schwerpunkt Jazz. Denn Jazz ist und war eine Musik des Crossovers zwischen Popularmusik und der Avantgarde. Eine Jazzkirche kann einen lebensechten Crossover in allen Facetten betreiben, denn Jazz ist körperliche, lebensnahe Musik, erdgebunden, mit Blick blauwärts in den Himmel.
Jazzgottesdienste sind Seismographen für kulturelle Entwicklungen und Trends in unserer Gesellschaft, die den Wortklang der Liturgie inspirieren und aktualisieren können, so wie Johann Sebastian Bach in seinen Kantaten, Passionen und Motetten die Theologie seiner Zeit kommentiert und neu interpretiert. Die Jazz-Kirche generiert durch ihre kontinuierliche gottesdienstliche Arbeit neben einer eigenen offenen Gemeinde einen Pool an Musiker*innen der Berliner Szene, die Gottesdienste gestalten und zugleich an eigenen interdisziplinären musikalischen Projekten forschen können.
Veranstaltungen in der JazzKirche Berlin sind u.a.:
- reguläre Jazz-Gottesdienste in verschiedenen Sprachen
- besondere Jazz-Festgottesdienste
- Jazz-Kasualgottesdienste (Taufgottesdienste, Traugottesdienste, Trauerfeiern etc)
- Jazz-Andachten / Meditationen
- Christliche Jazz-Konzerte
- Geistliche Lesungen mit Jazz
Inhaltliche Schwerpunkte der Jazz-Kirche Berlin sind:
- Jazz als Klangfarbe von Kirchenmusik in all seinen Facetten zu verwenden
- Fortbildungen im Bereich Jazz und Kirche
- Partnerschaft für die Landeskirchenmusik und Theologische Ausbildung
- Partnerschaft im Netzwerk mit anderen Jazzkirchen (Jazzministries) weltweit (Kopenhagen, Amsterdam, Norwegen, Zürich etc. über das Netzwerk Blue Church) sowie in der Kulturkirchenarbeit der EKD.
Profil des Dr. Martin Luther King, Jr. Jazz Centers
Am gleichen Standort ein Internationales Jazz-Center für Berlin geschaffen werden, das den Namen des Bürgerrechtlers und Predigers Dr. Martin Luther King, Jr. trägt und in dessen Geist von Nächstenliebe, Gewaltlosigkeit und Versöhnung geführt wird. King erkannte schon früh das große Potenzial des Jazz zur gesellschaftlichen Verständigung in unserer fragilen postmodernen Welt und bezeichnete ihn als heilende und verbindende Musik der Hoffnung und der Freiheit in seinem Grußwort zum ersten Berliner Jazzfest 1964.
Das Dr. Martin Luther King, Jr. Jazz Center soll Ort der Begegnung und des Lernens für Menschen aller Kulturen, Religionen, Generationen und Milieus mittels der Sprache des Jazz werden. Denn der Jazz hat durch seine kommunikative Offenheit und seine Fähigkeit zur Inkulturation mehr als andere Kunstformen die einzigartige Qualität, wahrhaft ganzheitlichen gesellschaftlichen Dialog zu ermöglichen, der gerade in einer multikulturellen und multireligiösen Metropole wie Berlin so notwendig ist.
Das Dr. Martin Luther King, Jr. Jazz Center versteht sich als Anlaufpunkt für Musiker*innen verschiedenster Musikkulturen. So ist die multikulturelle Jazz-Community aus Berlin ebenso willkommen wie nationale und internationale Künstler*innen, welche in Berlin zeitweilig residieren oder gastieren. Ein Schwerpunkt der Arbeit des Centers wird dabei mit Künstle*innen erfolgen, deren Schaffen spirituell und religiös motiiert ist. Dabei wird Jazz als interdisziplinäres Genre auch vermehrt in den Dialog mit der Bildenden Kunst, Lyrik, Tanz und Theater gestellt.
Das Center bildet mit diesen interdisziplinären Angeboten einen singulären Partner für das neu entstehende House of One, für das House of Jazz und den Bildungseinrichtungen der Stadt wie das Jazzinstitut Berlin (JIB), die Forschungszweige Musikwissenschaft, Kultur und Religion der Humboldt Universität zu Berlin und der Universität der Künste. Partnerschaften zu Veranstaltungsorte wie u. a. dem Radialsystem, der Werkstatt der Kulturen und dem Haus der Kulturen der Welt ist ebenfalls intendiert.
Veranstaltungen im Dr. Martin Luther King, Jr. Jazz Center sind u. a.:
- Jazz-Konzerte
- Jazz-Workshops mit Gastkünstler*innen
- Jazz-Vorträge
- Jazz-Tagungen
- Monatlicher interdisziplinärer Jour Fixe des Jazz
- Jazz-Ausstellungen (Malerei, Skulpturen,
Fotografien, Infotainment)
- Interkulturelle / interreligöse Jazz-Feste,
Zeremonien und Feiern
- Ausrichtung und Organisation des jährlichen
Festival of Spiritual Jazz in Berliner Kirchen
Inhaltliche Schwerpunkte:
- Musikorientierte Angebote für alle Generationen
- Interdisziplinäre Forschungsprojekte im Bereich neuer Sakraler Musik und der Gegenwartskultur mit eigener Veranstaltungsreihe für Jazz
- Musikalische Bildungsangebote im Bereich Jazz (Kiezgerecht)
- Förderung von Nachwuchsmusiker*innen
- Angebote für Obdachlose und Geflüchtete
- Partnerschaft mit den Bildungseinrichtungen der Stadt
- Partnerschaft mit nationalen und internationalen Jazz-Veranstaltern
- Partnerschaft mit Medienanstalten wie z. B. Arte, 3sat, dem rbb-Fernsehen etc.